Rund 150 Menschen waren laut Polizei zu der nicht angemeldeten Kundgebung zusammengekommen - es demonstrierten zwei Gruppen. Die Protestierenden forderten einen Hörsaal als Kundgebungsort, dem die Universitätsleitung nicht stattgab. Zwischenzeitlich wurde die Versammlung angemeldet, was dann aber wieder zurückgezogen wurde. Die Polizei untersagte antisemitische Ausrufe. Die Protestierenden riefen laut Polizei mehrfach die antisemitische Parole "From the river to the sea, palestine will be free", die als Aufruf zur Zerstörung Israels, Vertreibung und Auslöschung der jüdischen Bevölkerung verstanden werden kann.
Humboldt-Uni will multiperspektivischen Dialog
Der Deutschen Presse-Agentur sagte die Präsidentin der HU, Julia von Blumenthal, dass sie den Protestierenden deutlich gemacht habe, dass die Universität ein Ort kontroverser Diskussionen sei, die auf Basis der Grundwerte geführt würden. "Dazu gehört kein Platz für Antisemitismus, kein Platz für Rassismus und kein Platz für irgendeine andere Form der Diskriminierung." Es habe die Forderung im Raum gestanden, die Kontakte zu Israel abzubrechen, "etwas, was für mich vollkommen ausgeschlossen ist".
Sie habe angeboten, bei einer Veranstaltung in den kommenden Wochen zum Thema zu diskutieren. Es habe aber eine Kerngruppe gegeben, die sich entschieden habe, laut zu brüllen. Ihr Angebot stehe weiterhin für Studierende der Humboldt-Universität.
Bei einer Diskussion wäre ihr ein breites Spektrum an Position wichtig, sagte von Blumenthal. "Es gibt unterschiedliche jüdische Stimmen, es gibt unterschiedliche palästinensische Stimmen, es gibt auch wissenschaftliche Positionen." Teilweise gehe es vor Ort aber auch um Forderungen, die nicht die Universität beträfen, wie die nach Anerkennung des Staates Palästina und nach einem sofortigen Waffenstillstand im Gazastreifen.
Teils gewaltvolle Ausschreitungen an US-Universitäten
In den USA demonstrieren derzeit Gruppen an zahlreichen Universitäten für Solidarität mit Palästinensern, aber auch für eine Kappung von Verbindungen zu Israel. Kritiker werfen insbesondere dem radikalen Teil der Protestbewegung Antisemitismus und die Verharmlosung der islamistischen Terrororganisation Hamas vor, die Israel das Existenzrecht abspricht und am 7. Oktober Massaker in Israel verübte.