Menschenrechte müssen wichtiger sein
Durch ein gemeinsames Gremium, einen „Caucus der indigenen Völker“ mit Vertreter der Ureinwohnervölker der Arktis, Nord-, Zentral- und Südamerikas versuchen sie weiterhin Einfluss auf die Verhandlungen zu nehmen. Ziel müsse ein Vertrag sein, der Menschen und Menschenrechte in den Vordergund stelle, nicht ökonomische Interessen, meint eine Sprecherin des Indigenous Peoples Caucus.
Indigene Völker an Küsten leben traditionell bis heute sehr stark vom Fischfang. Plastik aber verschmutzt die Meere und zersetzt sich zu Mikroplastik, Kleinstpartikel, die in die Nahrungskette gelangen. Chemikalien, die in der Plastikproduktion verwendet werden, können dadurch in den menschlichen Körper gelangen.
Selbst die Arktis ist inzwischen ähnlich stark mit Plastik vermüllt wie dicht besiedelte Regionen, berichtet das in Bremerhaven ansässige Alfred-Wegener-Institut (AWI). Hohe Konzentrationen von Mikroplastik fänden sich im Wasser, am Meeresboden, an unbewohnten Stränden, in Flüssen und selbst in Eis und Schnee, sagt AWI-Forscherin Melanie Bergmann. Ein Großteil des Plastikmülls im europäischen Teil der Arktis kommt den Studien zufolge aus der Fischerei: Netze und Seile würden absichtlich im Meer entsorgt oder gingen verloren. Müll gelange aus arktischen Siedlungen ins Meer, komme aber auch von weit her.
Flüsse brächten Plastik mit, unter anderem aus Sibirien. Luft trage kleines Mikroplastik nach Norden. Der Inuit Circumpolar Council als Sprachrohr der Inut Kanadas, Alaskas, Grönlands und Sibiriens unterstreicht die Rechte indigener Völker und fordert, das Ökosystem der Arktis als besonders „vulnerabel“ und empfindlich anzuerkennen.
Plastik ist allgegenwärtig
„Mikroplastik verunreinigt global unsere Wassersysteme und ist nun in unseren Körpern zu finden“, erklärt Tori Cress von „Keepers of the Water“. „In allen Phasen seinen Lebenszyklus ist Plastik ein allgegenwärtiger Schadstoff, der menschliche Gesundheit und die Umwelt bedroht“, meint Melissa Gorrie von Ecojustice. Weil die Arktis, etwa an der Küste Alaskas und in Sibirien, ein Zentrum der Erdöl- und Erdgasförderung ist, sehen die arktischen Völker ihre Umwelt von Ölförderung und petrochemischer Industrie bedroht. „Mehr als 13 Millionen Menschen aus mehr als 40 ethnischen Gruppen leben in der circumpolaren Region rund um den Nordpol und werden durch Plastik, Chemikalien und Klimawandel gefährdet“, berichten die Alaska Community Action on Toxics (ACAT) und das International Pollutants Elimination Network (IPEN).
Die arktischen Völker gehörten zu den „am stärksten kontaminierten Völkern der Erde“, sagte Vi Pangunnaaq Waghiyi, eine ältere Frau aus dem Volk der Yupik in Sivuqaq in Alaska. „Mein Volk nennt den Ozean ,unsere Farm’, denn er liefert uns Nahrung.“ Nun aber fänden sich im Eismeer Plastik und Mikroplastik mit 16 000 verschiedenen Chemikalien. „Wir rufen dazu auf, die stärksten Maßnahmen zu beschließen, damit künftige Generationen geschützt werden. Für meine Generation ist es schon zu spät“, sagte sie. Aber „dieser Umweltrassismus muss enden“.